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Nr. 16 Der das Aprilwetter vergessen machende Newsletter Ihrer Buchhandlung Hübener

Liebe Leserin und lieber Leser,

kaum ist April, haben wir auch das dazugehörige Wetter.
Drei meiner Jacken hängen zurzeit an der Garderobe: Winter-, Sommer- und Regenjacke und eigentlich wollte ich Schal und Mütze schon in die Waschmaschine stecken und anschließend in der untersten Schublade ganz hinten verstauen. Das wird wohl noch nichts.
Und auch wenn der Garten ruft und man den Pflanzplan für die Blumen schon ausgetüftelt hat, das Wetter bleibt wohl noch als Ausrede, sich auf das Sofa oder den Lesesessel kuscheln zu können und ausgestattet mit Decke und heißem Tee unsere neuesten Empfehlungen zu schmökern.
Also beschweren wir uns lieber nicht und genießen die gewonnene Lesezeit mit folgenden Buchtipps:



Nino Haratischwili, Das mangelnde Licht
Frankfurter Verlagsanstalt  832 Seiten  34,-€

Keto, Nene, Ira und Dina wachsen in der Tbilisser Altstadt auf. Ihre Welt ist klein. Der Hof mit einigen Häusern und Wohnungen. Doch im Laufe der Zeit weitet sich ihr Radius auf die Schule, den Park und die umliegenden Stadtteile aus, genauso wie auf die Menschen, deren Zusammenspiel sie immer mehr verstehen, je älter sie werden. Nenes Onkel ist der Stadtbekannte Mafiaboss, der nicht nur Nenes Familie fest im Griff hat. Ketos Großmütter unterrichten privat Französisch, beziehungsweise Deutsch und liefern sich philosophische Streitgespräche, Dina ist ein abenteuersuchender Freigeist, die ihre Freundinnen zu waghalsigen Ausflügen überredet. Ihre Welt ist in vorgefertigten Bahnen gezeichnet, bis sich der Staat Georgien vom taumelnden übermächtigen Bruderstaat lösen möchte.
Jahre später treffen sich die Freundinnen wieder, zu einer international gefeierten Ausstellung von Dinas Fotos. Doch die Freundin fehlt. Ihr ihr Tod hat ein Loch gerissen, das sie nicht mehr beisammen halten konnte in Tiflis, sondern sie in der ganzen Welt verstreut hat.

Welch eine Erzählkunst und Erzählgewalt. 832 Seiten und kein Wort zuviel. Die Geschichte der vier Freundinnen hält die/den Leser:in gefangen bis zum Schluss und lange darüber hinaus.
Ich habe damals das erste gefeierte Buch der Autorin "Das achte Leben (Für Brilka)" verpasst, weil mich seine 1280 Seiten, ehrlich gesagt, abgeschreckt haben. Ich werde es bei allernächster Gelegenheit nachholen!

Empfohlen von Silke Gutowski



Monica Ali, Liebesheirat
Klett Cotta  592 Seiten  25,-€

Großbritannien, heutige Zeit: Eine junge Ärztin mit indischen Wurzeln und ein junger,  britischer Arzt lernen sich kennen, lieben, möchten heiraten.

Was zu Beginn so einfach wirkt, wirft immer größeren Ballast auf. Sei es nun der jüngere Bruder von Yasmin, der sich endgültig mit dem Vater überwirft und eine familiäre Konstellationsänderung auslöst oder die Therapie des jungen Joe, der eigentlich nur sein eigenes Verhältnis zur Sexualität ändern möchte und damit ganz andere Einblicke zu seiner Mutter und seinem Vater gewinnt. Alles ist menschlich, verständlich, zieht eigene Kreise und Bögen. Lässt weder den Feminismus, die Kunst, den Respekt oder die unterschiedlichen Seiten von Freundschaft aus. Und ist klug, warmherzig, mal bitter, mal lustig geschildert. Ich hätte noch lange weiterlesen können.

Empfohlen von Katja Müller


Alina Bronsky, Barbaras stirbt nicht
Kiepenheuer & Witsch  256 Seiten  20,-€

Walter Schmidt ist ein typischer Vertreter der Nachkriegsgeneration. Er hat es geschafft, die Rente zu erreichen, ohne je selbst für sich sorgen zu müssen. Kochen, sauber machen, Wäsche waschen? Dafür war immer eine Frau zuständig. Erst seine Mutter und dann seine Frau Barbara. Doch als diese eines Tages nicht mehr aufstehen kann, ändert sich sein Leben radikal.

Und immer wieder Alina Bronsky! Mit ihren warmherzigen, bitteren, lebensbejahenden Figuren, egal ob im Jugend- oder Erwachsenenalter gelingt es ihr jedesmal, mich in andere Lebenssituationen zu locken und den Alltag vergessen zu lassen. Egal, ob man diese erdachten Personen mag oder nicht, ich finde diese Figuren jedesmal menschlich - und bin doch manches Mal froh, sie NICHT in der Familie zu haben oder mich mit ihnen auseinandersetzen zu müssen. Diese Mal ist es der ältere Walter, der sich durch den plötzlichen Ausfall seiner Ehefrau Barbara vor einem anderen Alltag wiederfindet. Notgedrungen stellt er sich der neuen Situation und sieht sich selbst und tatsächlich auch seine Frau und seine Kinder in einem völlig anderen Licht. Wie schön, dass man nie auslernt, egal, wie alt man ist!

Empfohlen von Katja Müller


René Freund, Das Vierzehn-Tage-Date
Zsolnay 160 Seiten  18,-€

März 2020. Corinna und David sind ein Match auf Tinder. Da man sich nicht in der Öffentlichkeit treffen kann, beschließen sie, sich in Davids Wohnung auf eine Pizza zu treffen. Der Pizzabote liefert auch Wein und im Kühlschrank steht noch eine angebrochene Flasche Wodka. Schnell merken sie, dass sie nicht wirklich zusammenpassen. Corinna ist vorlaut, raucht, trinkt und mag Junkfood, David ist schüchtern, musikalisch und Veganer. Am nächsten Morgen hat Corinna einen Filmriss und schlimmer, David erhält einen Anruf vom Gesundheitsamt, der Pizzabote wurde positiv auf Corona getestet und das Date verlängert sich auf zwei Wochen.

Eine leichte Geschichte über den Anfang der Corona-Pandemie. Lustig und mit einem überraschenden Ende.

Empfohlen von Silke Gutowski


Krimi:

Michael Robotham, Wenn Du mir gehörst
Goldmann  512 Seiten  16,-€

Phil McCarthy ist eine junge erfolgreiche Polizistin, die es trotz ihrer familiären Hintergründe bei der Londoner Polizei geschafft hat. Als sie zu einem Fall häuslicher Gewalt gerufen wird, kommt sie ihrer Pflicht nach. Blöd nur, dass der Täter ein Detective ist, der im Dienst wahre Heldentaten vollbracht hat. Und das Opfer eine ehemalige Mitschülerin von Phil. Phil kann sich nicht damit abfinden, dass der Detective einfach so davonkommt und wird aufgrund ihres „Nachbohrens“ vom Dienst suspendiert. Das Opfer Tempe und sie werden Freundinnen, und Tempe nimmt einen immer größeren Platz in ihrem Leben ein. Dadurch erfährt Phil auch mehr über die ungesunde Beziehung Tempes zum Detective und will ihn hinter Gitter bringen. Doch welche Wahrheit ist die einzige?

Michael Robotham ist so ein genialer Autor. Er serviert die menschliche Seele auf einem Tablett, man kommt nur auf den ersten Blick nicht auf das Offensichtliche. Großartig!

Empfohlen von Silke Gutowski


Krimi:

Sebastian Fitzek/ Micky Beisenherz, Schreib oder stirb
Droemer  336 Seiten  19,99€

Carl Vorlau, Patient einer privaten psychiatrischen Klinik, behauptet, die siebenjährige Pia entführt zu haben. Zu retten sei sie nur von dem Literaturagenten David Dolla, von dem Vorlau verlangt, ihm dafür einen Verlagsdeal mit einem Vorschuss von einer Millionen Euro zu verschaffen. Sollte das nicht geschehen, stünde nicht nur das Leben des Mädchens auf dem Spiel, sondern auch das bequem eingerichtete Leben des Literaturagenten.

Ja, man erkennt den ausgeklügelten Sebastian Fitzek wieder und durch den ebenso humoristisch wie gemeinen Stil des Micky Beisenherz bleibt einem wirklich mitunter das Lachen im Halse stecken. Wie schön, dass ich mit solchen Entscheidungen nicht konfrontiert bin: Wen opfert man um sich selbst oder andere zu retten? Eine raffinierte Geschichte, gute Dialoge (da kommt die Erfahrung aus Radio- und Fernsehen zugute!) und immer wieder:
Reden hilft. Vor allen Dingen miteinander - und nicht übereinander.

Empfohlen von Katja Müller


Unsere nächste Veranstaltung:

krambergerc_daniele_croci.jpg  Foto © Daniele Croci 

Nataša Kramberger »Verfluchte Misteln«

Donnerstag, 28.04.202219:30 Uhr

Nataša Kramberger hinterfragt in ihrem Roman die vermeintlichen Widersprüche – körperliche und geistige Arbeit, archaisches Land und die moderne Urbanität, nachhaltige und herkömmliche Landwirtschaft. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe tekst.

Während Tausende junge Menschen auf der Suche nach neuen Möglichkeiten in Städte ziehen, kehrt die Erzählerin, die als Autorin und Journalistin arbeitet, aus dem Ausland in ihr Heimatdorf zurück. Sie entscheidet sich, den Hof ihrer Mutter zu übernehmen. Hin- und hergerissen zwischen der ach so kosmopolitischen Metropole Berlin und dem scheinbar altmodischen, traditionellen slowenischen Landleben beginnt die Erzählerin allmählich, ihre Annahmen und Vorstellungen zu hinterfragen. Humorvoll und mit poetischer Raffinesse hinterfragt Nataša Kramberger in ihrem Roman "Verfluchte Misteln" die vermeintlichen Widersprüche – körperliche und geistige Arbeit, archaisches Land und die moderne Urbanität, nachhaltige und herkömmliche Landwirtschaft – und erforscht kritisch und selbstironisch die Rollenbilder, die beide Lebenswelten prägen.

Nataša Kramberger, geboren 1983, ist Schriftstellerin, Kolumnistin und Öko-Landwirtin. Sie schreibt für Zeitungen und Zeitschriften Essays, Reportagen und Kommentare. Für ihren Romandebüt „Nebesa v robidah“ (2007, „Brombeerhimmel“ auf Deutsch), erhielt sie 2010 den Preis der Europäischen Union für Literatur.

„Verfluchte Misteln“ ist im Jahr 2018 auf Slowenisch unter dem Titel „Primerljivi hektarji“ erschienen. Im Sommer lebt sie in Jurovski Dol, Slowenien, und betreibt mit dem Öko-Kunstkollektiv Zelena Centrala einen kleinen biodynamischen Bauernhof. Im Winter lebt sie in Berlin, wo sie den slowenisch-deutschen Kulturverein Periskop leitet.

Moderation: Johanna Schwarz

Wir sind mit einem Büchertisch anwesend.

Eintrittskarten: 8 Euro / 5 Euro ermäßigt mit KammerCard

Arbeitnehmerkammer Bremen
Geschäftsstelle Bremerhaven
(Montag und Mittwoch: 8:00 bis 18:30 Uhr / Dienstag und Donnerstag: 8:00 bis 16:30 Uhr / Freitag: 8:00 bis 13:00 Uhr)

0471/92235-15 oder kultur@arbeitnehmerkammer.de


"Regen ist der Weg des Wetters dir zu sagen, dass du es dir mit einem Buch gemütlich machen sollst."


Das klingt nach einem gutem Plan für Sie und Ihre Buchhändler:innen

 

Jens Fleischer (Buchhändler und Inhaber)
Petra Riggers (Buchhändlerin)
Katja Müller (Buchhändlerin)
Silke Gutowski (Buchhändlerin)
Susanne Lindner (Auszubildende)

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